Es ist mal wieder Wahlkampf in Berlin und nicht nur die NPD versucht mit unwahrscheinlich bescheuerten Plakaten zu punkten, auch die FDP hat wohl mal wieder ein paar Flitzpiepen mit der Konzeption ihrer Wahlplakate beauftragt.
Klar, die gelbe Spaßpartei muss dick auftragen, denn momentan weist alles darauf hin, dass sie nicht wieder ins Berliner Abgeordnetenhaus einziehen wird. Auch in Mecklenburg-Vorpommern zwei Wochen zuvor stehen die Chancen schlecht. Nach dem Höhenflug, der sie bis in die Regierung getragen hat und die Möllemannschen 18% beinahe greifbar erscheinen ließ, ist die Partei gerade mit Volldampf auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Eigentlich war es ja auch schon immer äußerst merkwürdig, dass mehr als 5% eine Partei wählen, die ganz explizit Politik im Interesse von deutlich weniger als 5% der Bevölkerung macht. Dahinter konnte nur geschicktes Marketing stecken. Das und eine gehörige Portion Verrat an liberalen Idealen…
Neben einem mehr als nur subtil fremdenfeindlichen Plakat, das von Schrippen und Croissants spricht und dabei nichts anderes meint als „Die Ausländer sollen sich gefälligst anpassen!“, gibt es noch ein anderes Plakat, das inhaltlich ziemlich fragwürdig erscheint. Auf diesem erklärt die Partei, sie sei gegen die „Einheitsschule“ wie sie auch beim Fußball gegen eine „Einheitsliga“ wäre. Dabei geht es mir weniger darum, dass ein mehrgleisiges Schulsystem nicht eben gut zu den ursprünglichen liberalen Werten und Idealen von gleichen Rechten und Chancen für alle passt. Dass die FDP mit derlei Menschlichkeiten nichts am Hut hat, ist ja landläufig bekannt. Es geht mir viel mehr darum, dass die FDP den Fußball offenbar für ein adäquates Gesellschaftsmodell hält.
Die FDP findet also offenbar, dass in einer Gesellschaft, in der eigentlich alle das gleiche Spiel spielen, diejenigen in unteren Spielklassen für höchstens eine kleine Aufwandsentschädigung auflaufen sollten, während diejenigen in der Bundesliga mit Fug und Recht ein Vielfaches dessen für die gleiche Tätigkeit bekommen. Sie findet demnach auch, dass es richtig ist, wenn ein Teil der Gesellschaft kommerziellen Vermarktungsinteressen untergeordnet wird, während der Großteil der Beteiligten nicht die geringste Chance hat, an den daraus gezogenen Profiten teilzuhaben. Vielmehr sollten diese, während sie in unteren Klassen selbst gegen den Ball treten, die Profis in den höheren Ligen sogar noch finanzieren, indem sie Geld dafür bezahlen ihnen bei ihrer Tätigkeit zusehen zu dürfen.
Ganz einfach ausgedrückt: Was die FDP möchte, ist eine Gesellschaft, in der oben sehr viel mehr verdient wird als unten und in der diejenigen, die unten sind, dieses Mehr für die, die oben sind, erwirtschaften. Das ist doch wenigstens mal ehrlich!
Dass die FDP alles strikt und erbarmungslos hierarchisch und nach dem Leistungsprinzip ausrichten möchte, dürfte niemanden wundern. Dass sie jedoch wirklich für eine strikte Geschlechtertrennung eintritt, wie es ihre Allegorie logischerweise nahelegt, scheint ihr dann doch nicht so ganz zuzutrauen. Wahrscheinlich haben die Verantwortlichen in der FDP wie so oft und eigentlich fast immer nicht richtig nachgedacht. Dann wären sie ja aber auch wahrscheinlich gar nicht mehr bei der FDP…